Sindaco von Torricella

Was macht eigentlich der Präsident einer kleinen Berggemeinde während eines Abstimmungswochenendes?

Fotos: Monika Flückiger

Monika Flückiger hat sich in der kleinen Tessiner Gemeinde Torricella-Taverne umgesehen. Die Berner Fotografin traf im Vedeggio-Tal auf Zeugnisse der Entvölkerung und des politischen Umbruchs. Mit Tullio Crivelli hat sie einen authentischen, volksnahen und seit Generationen verwurzelten Gemeindepräsidenten begleitet.

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Tullio Crivelli ist der Bürgermeister von Torricella-Taverne. Die Gemeinde liegt nur wenige Kilometer nördlich von Lugano im Vedeggio-Tal, das aufgrund des Durchgangsverkehrs vom und zum Gotthard zu einem strategischen Verkehrsweg geworden ist, aber bis Ende der Siebziger Jahre noch vornehmlich ländlich geprägt war. Crivelli ist einer der wenigen Erben dieser ländlichen Gegend: Wie bereits seine Eltern und Vorfahren führt er die Arbeit als Landwirt weiter. Im ganzen Tal verschwindet die Landwirtschaft nach und nach, und Crivelli gehört zu dem letzten Dutzend Bauern, die heute noch einen Bauernhof bewirtschaften.

Der 53-jährige Tullio Crivelli ist seit 5 Jahren Bürgermeister von Torricella-Taverne und verkörpert den politischen Kurs, der das Tessin in den letzten 20 Jahren geprägt hat. Nachdem er etliche Jahre für die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) zunächst im Gemeinderat, dann im Rathaus (exekutiv) aktiv war, ist er heute Mitglied der Lega dei Ticinesi (Liga der Tessiner), der es zusammen mit einer Gruppe Unabhängiger 2012 gelungen ist, die bis dahin unangefochtene Mehrheit der historischen Parteien zu schlagen. Eine sensationelle Wende, die bei den letzten Wahlen von über 40% der Bürger getragen wurde. Eine Situation, die die Entwicklung im Parlament und in den Kantonsregierungen widerspiegelt, wo die Liga mittlerweile auf die relative Mehrheit zählen kann.

Gegenüber anderen, krawattentragenden Politikern haben die Wählerinnen und Wähler ganz klar Crivelli bevorzugt. Das Tessin wählt immer weniger die Partei und immer mehr die Personen. Mit seiner einfachen Sprache, seiner engen Bindung an das Territorium, seiner ständigen Gegenwart im Dorf und seinem landwirtschaftlichen Betrieb mit Hofladen zeigt uns Tullio Crivelli seine Welt, die sich über wenige Quadratkilometer zwischen Ställen, Wohnhaus, Alm und Rathaus erstreckt.

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MEDIENSPIEGEL

  • «Bergdörfer: Familien mit Kindern verzweifelt gesucht» | von Dominique Spirgi, Beobachter | 17.03.2000
  • «Ballungszentren hier, Entvölkerung da» | Andrea Tognina, swissinfo.ch | 26.03.2003
  • «Franz Marty - Schweizer Berghilfe» | Tagesgespräch mit Urs Siegrist (Moderation), Radio SRF 4 | 30.01.2013
  • «Ein Kanton blockiert sich selbst» | von Gerhard Lob, Tagesanzeiger | 16.06.2014
  • «Der Kanton Tessin rückt weiter nach rechts» | von Gerhard Lob, Tagesanzeiger | 19.04.2015
  • «Die Rebellen stehen am Scheideweg» | von Peter Jankovsky, NZZ | 27.01.2016
  • «Die Rechtspopulisten wandeln sich» | von Peter Jankovsky, NZZ | 28.01.2016

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